Unsere Namensgeberin
Luise Bronner
Luise Bronner wurde am 22. Dezember 1912 geboren und lebte bis 1938 in Heilbronn. Sie machte 1932 im Alter von zwanzig Jahren am heutigen Robert-Mayer-Gymnasium ihr Abitur. Damals war ihr Nachname nicht Bronner sondern Heilbronner. Das war ein häufig vorkommender jüdischer Nachname. Menschen jüdischer Religion mussten zur Zeit des Nationalsozialismus um ihr Leben fürchten. Sie zog am 6. November 1936 nach Berlin und entschied sich dann für die Emigration. Da ihr Plan nach Palästina auszuwandern nicht realisierbar war, entschied sie sich für die USA.
Am 7. Mai 1938 floh Luise Heilbronner mit Hilfe ihres bereits ausgewanderten Bruders Emil in die USA, nach New York. Dort änderte sie ihren Nachnamen in Bronner. Sie wollte, dass ihre Eltern ebenfalls in die USA kamen, doch diese zögerten. Nach mehreren Gesprächen überzeugte Luise ihre Eltern. Luise hatte alle erforderlichen Dokumente für die Ausreise der Eltern besorgt, doch einen Tag vor der Abholung des Visums griff Deutschlands Kriegsverbündeter Japan die USA an und machte dadurch eine Ausreise unmöglich. Ihre Eltern wurden deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.
Nach einigen Jahren in der Produktion einer Chemiefabrik studierte Luise Bronner 1959 Chemie und unterrichtete später mit ca. 50 Jahren die Fächer Chemie, Biologie und Latein an einer High-School. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Pädagogin arbeitete sie an der Sommerschule des Middlebury College in Vermont. Dort halfen ihr die deutschen Gastprofessoren ihre Muttersprache aufzufrischen, um ihren Traum von einem Germanistikstudium am Leben zu halten. Dies gelang ihr an der Universität in Massachusetts in Amherst. Nach dem Studium erhielt sie 1965 einen Lehrauftrag für deutsche Sprache und Literatur an der Universität in Boston. Luise Bronner erhielt im Jahr 1968 einen Doktortitel und wurde zur Assistant-Professorin ernannt. Sechs Jahre später wurde sie Associate-Professorin. Sie lehrte mit Ausnahme des Studienjahres 1974/75 bis zu ihrer Pensionierung 1986 ausschließlich in Boston.
Sie schrieb viele Gedichte und veröffentlichte diese in ihrem Gedichtband Mosaik. Eines ihrer bekanntesten Gedichte heißt „May i never forget“, in dem sie den Tod ihrer Eltern thematisiert. Seit 1958 besuchte sie Heilbronn, ihre alte Heimat immer wieder, traf sich mit alten Bekannten und lud sie nach Boston ein. Bei den Treffen berichtete sie aus ihrem Leben. Diese Begegnungen verarbeitete sie oftmals in Gedichten. In ihren Texten orientierte sie sich an ihren Vorbildern und „geistig-persönlichen Haltesignalen“ wie Bertolt Brecht, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse oder Theodor Heuss.
Am 10. April 1999 starb Luise Bronner im Alter von 86 Jahren in Brookline.
Nach ihrem Tod wurde sie in Boston auf dem Zviller Cemetry, einem seit 1920 bestehenden jüdischen Friedhof in der Bakerstreet, West Roxbury, beerdigt. Ihre Schwester Lotte Reches ließ ihren Grabstein mit der Inschrift versehen:
Her Life was dedicated to the education and enlightment of young women and men.
Sie spendete einen Teil ihres Vermögens den Heilbronner Realschulen. Das Erbe wurde am 24. Juli 2000 angenommen. 2001 wurde ein Programm auf den Weg gebracht, das einen Schüleraustausch zwischen Heilbronn und Baltimore ermöglichen sollte.
Eine Straße und unsere neu gegründete Realschule in ihrer Heimatstadt Heilbronn wurden nach ihr benannt. Eine Würdigung, die dem Leben und Wirken dieser Frau gerecht wird. Luise Bronner war sehr zurückhaltend, liebenswert, freundlich, sachlich, sehr auf Versöhnung bedacht, nicht nur zwischen Juden und Christen, sondern allgemein unter den Menschen. Ihr Traum war eine Menschheit, die sich versteht.
Die Stolpersteine für Luises Eltern und Schwester sowie für Luise selbst liegen in der Schillerstraße 48.
Der Stolperstein für Luise Bronner wurde von Schülern unserer Schule im Jahr 2018 verlegt. Uns als Schulgemeinschaft ist es eine Ehre, den Namen dieser bewundernswerten Frau zu tragen und wollen damit gerne ihr Andenken in der Stadt bewahren.
Wir freuen uns, dass wir seit 2019 eine Kooperation mit der Firma ihrer Neffen – Dr. Bronner’s Naturkosmetik – haben.
Das Portrait Luise Bronners
Portrait Luise Bronner, mit ihrer Familien- und Lebens-Geschichte: Eltern, das Unternehmen, ihre Berufsausbildung, ihr Exil, Tod der Eltern, ihre Promotion, Motiv-Zitat ihres Gedichtbandes und ihr wohl wichtigstes Gedicht von 1961 „May I never forget…“ sowie Zitat des Gedichttitels zum von ihr geschätzten Dichter B. Brecht.
Bei aller Zartheit der Farbe ihres Gesichts, ihrer Kleidung spielt das Rot als Ausdruck ihrer Energie und Vitalität bis ins hohe Alter, eine wichtige Rolle.
Im November 2019 hatte der Freundeskreis die Künstlerin Marlis Glaser zu Gast. Sie berichtete anhand von Beispielen über ihre Schwerpunkte in ihrem malerischen Wirken. Dazu gehörten die Portraits mutiger und herausragender jüdischer Frau, aber auch Portraits namhafter jüdischer Persönlichkeiten sowie von Überlebenden des Holocausts.
Für Ihre Portraits hat Marlis Glaser einen eigenen Stilentwickelt, der biblische, historische und biographische Inhalte mit Elementen der Kunstgeschichte verbindet.
Zu der farblichen Interpretation kommt die Schrift hinzu, ausdrucksstarke Symbole sowie wesentliche Daten, Informationen und Aussagen die das Bild der portraitierten Person ergänzen und abrunden.
Da die ehemals jüdische Heilbronner Bürgerin Luise Bronner Namensgeberin der nach ihr benannten Realschule ist, vermittelte der Freundeskreis den Kontakt mit Marlis Glaser. Hier bot die Künstlerin für interessierte Schüler*innen einen Workshop an (vgl. Artikel der „Heilbronner Stimme“).
In den Wochen danach schuf Marlis Glaser ein Portrait von Luise Bronner, das bei einer Schulfeier zum 10-jährigen Bestehen der Schule enthüllt und übergeben wurde (vgl. Artikel der „Heilbronner Stimme“ und das Portrait).
Mehr über die Künstlerin unter www.marlis-glaser.de.