Ein rostiges Stück Zaun, Alu-Chips und ein Packen alte DDR-Zeitungen – ein kleines Stück Vergangenheit zum Anfassen brachte der Zeitzeuge Rüdiger Jope an unsere Schule mit.
Der Journalist und Theologe ist in der DDR aufgewachsen und von dort als Teenager mit der Familie ausgewiesen worden. Sein Vater hatte sich im kirchlichen Widerstand („Schwerter zu Pflugscharen“) engagiert und wurde nach seiner Haft in den Westen abgeschoben.
Lebendig und anschaulich erzählte Rüdiger Jope unseren Zehntklässlern vom Schulalltag in der DDR und der Ideologie, die auch Freizeitaktivitäten und nicht freie Berufswahl der Jugendlichen bestimmte. Unsere SchülerInnen waren erstaunt, die Zeitungen der DDR zu lesen und dort nur Erfolgsmeldungen und staatskonforme Artikel zu finden. Auch der Militarismus, der schon in den Grundschulheften Jopes zu finden war, war unseren SchülerInnen fremd.
Ebenso, dass die Stasi ihre Spitzel auch an den Schulen und in den Familien hatte – Jope berichtete erschütternde Beispiele aus seiner Bekanntschaft. Allerdings betonte er auch, zu differenzieren, genau hinzuhören und nicht vorschnell über Menschen zu urteilen. Ein Unrechtssystem arbeitet mit perfiden Mitteln, um seine Staatsbürger zu kontrollieren.
Durch die Begegnung mit Originalgegenständen und einem fesselnd erzählendem „Original“ erlebten unsere Schülerinnen und Schüler einen Geschichtsunterricht der anderen Art.
Viele nahmen dadurch hoffentlich nicht nur die bei einem kleinen Quiz gewonnenen DDR-Süßigkeiten mit, sondern auch die Erkenntnis, für Demokratie und einen freien Rechtsstaat dankbar zu sein und sich für ihn einzusetzen.
Bericht von Viola Widmaier/ Lehrerin an der Luise-Bronner-Realschule